Spielberichte 2023/2024

Doppelpack und Traumtor – Souveräner Auswärtssieg für die HSG

 


Nach einem schwierigen Saisonstart mit nur einem Punkt gegen die beiden Aufstiegsaspiranten FC Insel Usedom und FC Rot-Weiß Wolgast traf die HSG Uni Greifswald am 17. September am vierten Spieltag der Landesklasse II auf den SV Rollwitz 68, der bei einem Spiel mehr dieselbe Punktzahl aufwies. In einer ausgeglichenen Staffel war jenes Spiel bereits ein immens wichtiges, um nicht von Anfang an in den Tabellenkeller zu rutschen. Dafür konnte Coach Manthey auf ein unerwartet hohes Kontingent von 17 Spielern zurückgreifen. Anscheinend hatten auch die Gastgeber aus Rollwitz nicht damit gerechnet, sodass die Gäste sich in einer kleinen Kabine wiederfanden, in der man sich vor dem Spiel schon einmal warmkuscheln konnte. Hier enthüllte das Trainergespann den großen taktischen Kniff des Tages: Eine Viererkette. Diese sollte der gegnerischen Offensive auf dem legendär schlechten Geläuf Einhalt gebieten. Davor positionierte Manthey ein Vierermittelfeld mit Raute und im Angriff agierte das Ehepaar-Sturmduo aus Krüger und Pohlschröder. In der prallen Sonne und auf einem steinharten Rasen eröffnete Schiedsrichter Hoppe das Spiel zwischen Freiwilliger Feuerwehr und Kindertagesstätte.

 

Der Unparteiische spielte in den ersten Minuten durch seine kleinliche Linie gleich mal Hoppe-Hoppe-Reiter mit dem Blutdruck des Greifswalder Trainers, sodass die Wechselbank kurz davorstand, den Johanniter-Notrufknopf zu betätigen, damit ihm was zur Beruhigung gespritzt werden kann. Abgesehen davon gab es aber für den Trainer nichts zu meckern. Seine Umstellung in der Defensive fruchtete von Anfang an. Außen sorgten die Türme Schiffner und Scheffler für Ordnung, in der Mitte agierte das kongeniale Duo aus Spieler-Co-Trainer-Abwehrchef-Big-Band-Sänger Krebes und Camenbert-Kumpel Das-Teng Schwunke. Scheffler bekam dabei die anspruchsvolle Aufgabe, den gegnerischen Starstürmer Celeban unter Kontrolle zu halten, was ihm sehr gut gelang. Eng umschlungen kämpften beide mehrfach um den Ball und erfanden dabei gleich einen neuen Paartanz.

 

Die HSG kontrollierte die Partie von Anfang an und zeigte sich aggressiv in den Zweikämpfen. Nach einer chancenarmen Anfangsviertelstunde zog die GFC-Leihgabe Sergey Basaev (nicht zu verwechseln mit einem ehemaligen bosnischen Bundesligastürmer von Hamburg und Leverkusen), der im echten Fußball nun lehrreiche Erfahrung sammeln soll, einfach mal aus der zweiten Reihe ab. Der abgeblockte Ball klatsche an die Stirn von Zehner Wahnsiedler, der anschließend am schnellsten schaltete, den Ball an Torwart Jänecke vorbeischob und sein Team damit die Führung einbrachte, die aufgrund des dominanten Auftritts auch verdient war. Ööölf Minuten später dribbelte Krüger aus linker Position bis zum Strafraum, ohne dabei ernsthaft angegriffen zu werden. Es folgte ein kluger Querpass auf Wahnsiedler, der nun vor einer schwierigen Entscheidung stand: Ein einfaches Tor oder ein schöner Hackentrick? Er entschied sich für Zweiteres und scheiterte mit seinem dadurch etwas verzögertem Abschluss an Jänecke. Aufmerksam wie ein Student im ersten Semester setzt er aber nach und piekte das Leder erneut aufs Tor, sodass es zwischen diversen Abwehrbeinen hindurcheumelte und mit gefühlten 10 km/h seinen Weg in das Gehäuse fand.

 

In der 41. Minute folgte schließlich das Highlight des Spiels. Kapitän Moritz Hahn, heute in bester Skhiri-Manier als alleiniger Sechser aufgeboten, zog aus 25 Metern ab und feuerte ein wahres Geschoss Richtung Rollwitzer Tor. Diese Fackel, mit der man wohl auch das olympische Feuer hätte anzünden können, senkte sich nach sensationeller Flugkurve genau unter die Latte zum 0:3. Beim Anblick dieses Traumtores fiel vermutlich einigen der 95 Zuschauer die Bratwurst aus der Hand und auch der ehemalige HSG-Spieler und -Coach Henski konnte sein Bier nur mit Mühen in den Händen halten. Somit standen bereits früh alle Weichen auf einen Auswärtssieg für die Unikicker. Rollwitz kam in Halbzeit Eins nur zu einem nennenswerten Abschluss. Kurz vor der Pause musste der Senftenberger HERZ-Bube einen Lupfer aus 20 Metern über die Latte lenken. Es sollte seine einzige Bewährungsprobe im gesamten Spiel bleiben.

 

Die ersten 45 Minuten endeten mit einer komfortablen Führung die Greifswalder, die sich in den Zweikämpfen giftig und in den Abschlüssen effizient zeigten. Angetrieben von Kapitän Hahn, der sein Team souverän wie ein Tambourmajor seinen Spielmannszug führte, zeigte man bisher eine sehr gute Mannschaftsleistung. Diese wurde auch nicht durch den Doppelwechsel beeinträchtigt, den Manthey vornahm. Die beiden Urlauber Breede und Uteß kamen für Doppelpacker Wahnsiedler und Struck in die Partie.

 

Breede zeigte sogleich, welchen immensen Wert er für sein Team hat, indem er in den ersten zehn Minute der zweiten Hälfte seine ersten vier Aktionen jeweils für Fouls in der eigenen Spielhälfte nutzte und Rollwitz aussichtsreiche Freistoßsituationen bescherte. Diese verpufften jedoch alle wirkungslos. Bezeichnend war der Freistoß, der flach und schnell ausgespielt wurde und schließlich mit einer verzogenen Flanke im Toraus landete. Anschließend hatte Breede die große Chance auf die endgültige Entscheidung, als ein Abschlag von Herz zu ihm durchrutschte und er freistehend vor Jänecke auftauchte. Er lupfte den hüppelnden Ball jedoch über das Fangnetz und bewies einmal mehr damit, dass der Ausspruch „nur luppen“ von Kapitän Hahn keinerlei Grundlage hat.

 

Die Partie flachte nun ein wenig ab, die HSG spielte die Führung gekonnt runter und Rollwitz schaffte es nicht mehr, gefährlich zu werden. In der 66. Minute spielte der gerade eingewechselte Robert Hahn mit seinem ersten Ballkontakt Krüger an, der erneut unbedrängt losmarschieren durfte. Die Rollwitzer hielten dabei zu ihm einen größeren Abstand als Nonnen zu den Magic-Mike-Filmen. Im gegnerischen Sechzehner angekommen, zog er mit links ab und traf zur Überraschung aller zielgenau ins lange Eck. Damit war das Spiel nun endgültig entschieden. Als der eingewechselte Rollwitzer Grudzinski verletzt zu Boden sank und das Spielfeld verlassen musste, hatten diese auch keine Wechsel mehr übrig und mussten das Spiel in Unterzahl zu Ende bringen. Aber die Gastgeber gaben sich nicht auf und spielten bis zum Schluss auf den Ehrentreffer, der aber nicht gelingen sollte. Die HSG-Defensive zeigte sich an diesem Tag verschlossener als das Geheimnis der KFC-Gewürzmischung. Offensiv agierten die Greifswalder weiter spielfreudig und vergaben durch Breede und Pohlschröder weitere Chancen auf einen höheren Sieg. Am Ende stand der vollumfänglich verdiente und extrem wertvolle 0:4-Auswärtssieg.

 

Damit hüpft man auf den sechsten Tabellenplatz, während der Dorfclub die rote Laterne von SV Motor Eggesin übernahm. Durch die starke Leistung mit passendem Ergebnis machte man auch dem abwesenden Adam Marczuk das schönstmögliche Hochzeitsgeschenk, gab dieser zur selben Zeit seiner Herzensdame doch das Ja-Wort. Am nächsten Spieltag empfängt die HSG nun den Pasewalker SV im heimischen Volksstadion, der mit zwei Punkten aus drei Spielen in die Liga gestartet ist. Rollwitz begrüßt die neue Spielvereinigung aus Torgelow und Ückermünde auf der Jagd nach den ersten drei Punkten.

 

HSG spielte mit: Herz – Schiffner, Schwunke, Krebes, Scheffler (64. R. Hahn) – M. Hahn (C) – Struck (46. Uteß), Basaev (76. Boeck) – Wahnsiedler (46. Breede) – Krüger (70. Nguyen Quoc), Pohlschröder

 

Außerdem auf der Bank: Schade


Regen, Mücken und immer wieder Marczuk – HSG erkämpft Punkt gegen FC Insel Usedom

 

Am 25. August war es endlich soweit: Nach einer 0:7-Schlappe im Pokal gegen den Landesligisten aus Waren und einem spielfreien ersten Spieltag reiste die HSG Uni Greifswald zum ersten Spiel der neuen Saison 2023/24 am Freitagabend nach Bansin, um auf den FC Insel Usedom zu treffen. Jenes Team konnte man in der vergangenen Saison zweimal ärgern und jeweils mit 2:1 besiegen. Die Usedomer hatten im ersten Spiel 2:2 gegen die SV Murchin/Rubkow gespielt und hofften nun zuhause auf den ersten Sieg der neuen Spielzeit. Nachdem die HSG sich zum Ärger mancher Spielerfrau bereits um 16:30 auf den Weg gemacht hatte und Verteidiger R. Hahn noch einmal fix seine Schuhe von zuhause geholt hatte, fand man sich auf dem Geläuf ein. Pünktlich zur Platzbegehung fing es in bester Das-Wunder-von-Bern-Manier an zu regnen, was den positiven Nebeneffekt hatte, dass die zahlreichen Mücken zumindest vorerst verjagt wurden. Nachdem Stürmer Kassem, der sein letztes Spiel für den Verein bestritt, emotionale Abschiedsworte an das Team richtete, eröffnete der Unparteiische die Partie.

 

In der ersten Hälfte zeigten sich die Hansestädter defensiv sehr konzentriert und aggressiv, sodass der Usedomer Offensivfußball nicht zustande kam. Dies lag auch zu großen Teilen an dem ehemaligen GFC-Spieler und Königstransfer Adam Marczuk, der im Tor sein Pflichtspieldebüt gab. Dieser wurde wohl vom puren Sex-Appeal des HSG-Coaches Manthey überzeugt, den Verein zu wechseln, anders kann man sich diese Verstärkung nicht erklären. Souveräner als Andre Rieu sein Live-Orchester dirigierte der Keeper die beinharte Abwehr, die so gut wie nichts zuließ und den nassen Rasen zu der einen oder anderen Grätsche zu nutzen wusste. Im Angriff zeigten sich die überraschend in Blau auflaufenden Gäste etwas zu ungenau und zielten bei mehreren guten Abschlusssituationen entweder neben oder über das Tor. Die beste Chance vergab Freizeitfranzose Dustin (gesprochen Das-Tong), als er seinen Kopfball aus wenigen Metern auf das Tordach setzte. Außerdem wurde ein Tor von Stürmer Pohlschröder wegen vorherigen Abseits eines Mitspielers zurückgepfiffen. Die Gastgeber kannten ihren Platz wohl nur im trockenen Zustand und fanden sich das eine oder andere Mal ausgerutscht und auf dem Boden liegend wieder. Das nennt sich Heimvorteil.

 

Ein erstes echtes Highlight gab es kurz vor der Pause, als Marczuk ein fulminantes Distanzpfund aus der rechten oberen Ecke seines Tores fischte und sein Team somit erstmals vor einem Rückstand bewahrte. Es sollte nicht seine letzte Glanzparade des Tages bleiben. Denn nach der Halbzeit und der Rückkehr der Mücken, die von nun an jeden Spieler umschwärmten wie sonst nur die Frauen Peter Struck, geriet zunehmend Hektik in das Spiel der HSG. Zu häufig verlor man den Ball durch überhastete Aktionen und defensiv ging die Konzentration etwas verloren. So durfte man sich erneut bei Marczuk bedanken, der erst einen Ball reaktionsschnell aus seinem kurzen Eck holte und bei der nachfolgenden Ecke sensationell einen verdeckten Schuss aus öölf Metern hielt. Den Nachschuss brachte der von Abwehrchef-Co-Trainer-Schiri-Kometen-Krebes unter Druck gesetzte Usedomer aus wenigen Metern nicht im Tor unter und schoss daneben. Noch mehr als zuvor versuchten die Gäste nun, über den Kampf das Momentum wieder auf ihre Seite zu ziehen und wären fast dafür belohnt worden. Nach einem Schuss des eingewechselten Mehrens konnte der Schlussmann der Inselkicker wie zuvor schon öfter das Spielgerät nur prallen lassen, was Pohlschröder und den ebenfalls neuen Würzner auf den Plan rief. Beide speikten zum Ball und mussten diesen eigentlich nur noch über die Linie drücken, nach bester Nimm-du-ihn-ich-hab-ihn-sicher-Manier liefen aber beide am Leder vorbei und die Megachance auf die zu diesem Zeitpunkt etwas glückliche Führung verpuffte.

 

So durfte Marczuk ein weiteres Mal zeigen, dass man beim GFC anscheinend doch etwas lernen kann, als er mit einer erneuten Riesentat den Rückstand verhinderte. Anschließend hatte man zusätzlich Glück, als ein Usedomer aus wenigen Metern am halbleeren Tor vorbeiköpfte und dabei anscheinend von der Vaterschaftsplauze von Hahn irritiert wurde, die dieser mittlerweile vor sich herschiebt wie ein Bauarbeiter seine Schubkarre voll Zementsäcke.

 

In der Schlussphase ergaben sich für die HSG weiterhin gute Einschussmöglichkeiten, bei denen man aber weiterhin die letzte Präzision vermissen ließ. Somit wurde die Begegnung mit einem 0:0 beendet. Obwohl man unterm Strich von einer verdienten Punkteteilung sprechen kann, dürften die Gäste mit diesem Ergebnis wohl besser leben können als jener vermeintlicher Staffelfavoriten von der Insel. Durch hohen physischen Einsatz konnte man diesem über den Großteil der Zeit hinweg auf Augenhöhe begegnen. Während die Unispieler vorne jedoch zu viele Chancen ungenau ausspielten, zeigte sich Marczuk hinten schon jetzt als großer Rückhalt und sicherte seinem Team den Punkt, der sich für viele mehr wie ein Sieg anfühlte. Eine ähnlich starke, wenn nicht sogar noch bessere Leistung wird man nun auch am nächsten Spieltag abrufen müssen, wenn man den Landesliga-Absteiger aus Wolgast empfängt, der am ersten Spieltag mit einem 10:1-Kantersieg ihre Ambitionen auf den direkten Wiederaufstieg untermauerte und nach einer spielfreien Woche ausgeruht ins Volksstadion reisen wird. Der FC Insel Usedom bestreitet derweil sein zweites Heimspiel in Folge und begrüßt den SV Rollwitz bei sich.

 

 

HSG spielte mit: Marczuk – Struck (61. Würzner), Schiffner, Müller (46. Breede), Hahn, Krebes – Hahn (C), Uteß, Schwunke – Pohlschröder (90. Schade), Kassem (61. Mehren)